Es war einmal...
Ach wie schön wäre es, könnte dies ein Märchen sein.
Leider aber ist es bittere Realität.
Es begab sich zu der Zeit 1999, als mich in unserem kleinen, beschaulichen Dörfchen eine "Finanzmaklerin" besuchen kam. Sie wollte sich meines kleinen Bausparvertrages annehmen, ihn pfelgen und
gedeihen lassen, auf dass er viiiiel größer und mächtiger werden könne.
Dazu solle er zum Fonds werden. Zunächst müsse man ihn in der Umgewöhnung Zeit geben, dürfe nicht erschrecken würde er sich zuerst verkleinern, denn dann, wenn er reif sei wäre er riiiiiiesen
groß geworden.
Ob dieser schönen Vorstellung begannen meine Augen zu leuchten, ich wusste nicht recht was ich tat und somit unterschrieb ich, was sie mir vorlegte. In stiller Vorfreude auf Reichtum.
So gingen die Jahre ins Land, der mikrig erscheinende Bausparvertrag- jetzt Fonds genannt- machte mir wenig Bauchweh und alles war gut.
Inzwischen erreichten wir das Jahr 2005, als es an der Tür klopfte und der nette Postbote einen Brief in den Händen hielt, den er nur gegen eine Unterschrift herausrücken würde. Nungut, warum
nicht?
Ich öffnete und unter leicht verschwimmenden Buchstaben las ich "BFI" "Kredit" "Forderung" "6800 Euro" "innerhalb von 14 Tagen zurück zahlen".
Nanu? Meine Bank hieß anders, mein "Bausparvertrag"- jetzt Fonds- hieß Albert. Wer also war BFI?
Ich las weiter, während sich ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend ausbreitete.
"... zur Finanzierung ihres Fondsanteiles der Albert TOP EURO PLUS KG Nr. 1"
Und es wurde Nacht...
Die ersten klaren Gedanken, die mein Gehirn wieder erreichten waren: "6800 Euro" "innerhalb 14 Tage".
Was lag nun also näher, als die nette Finanzmaklerin zu kontaktieren. War doch alles- laut ihrer Aussage- soooo sicher und sooooo toll.
"tut- tut- tüüt- kein Anschluss unter dieser Nummer. tut-tut- tüüt..."
Also begab ich mich hilfesuchend an einen dieser Herren, die gegen Geldzahlungen alles wieder gut machen.
Der sagte: "Das sieht schlecht aus..." als er sah, wo ich 1999 meine Unterschrift drunter gesetzt hatte.
Da dachte ich dann: Gut, dann helfe halt ICH IHM. Und machte mich im Internet auf die Suche nach "BFI" und "Albert Fonds".
Was ich fand: Die BFI Bank AG war seit 2003 insolvent. Es bestand der Verdacht der Insolvenzverschleppung.
Ein Herr Albert- Begründer des Albert Fonds- saß im Gefängnis wegen Betruges an zahlreichen Anlegern.
Da ich nicht recht wusste, ob das nun gut oder schlecht war, begab ich mich wieder zu dem Herren, der gegen Geld alles wieder gut macht.
Und nun sagte er: "Das ist gar nicht mal so übel".
Somit wurde ein Brief verfasst.
Gute zwei Wochen später ohne Schlaf stand erneut der nette Postbote vor mir, und wollte wieder nur gegen Unterschrift seine Arbeit tun und mir einen Brief aushändigen.
Dieses mal war es ein toller Brief. Von der BFI. Der Insolvenzverwalter wollte nun mein Geld nicht mehr. Er wollte meinen Albert.
Da Albert bisher ohnehin nicht gewachsen war, konnte er ihn gerne haben. Dafür bekam ich dann meinen Bausparvertrag zurück.
Ich bezahlte den Mann, der alles wieder gut macht.
Und alles WAR wieder gut.
Und wenn sie nicht gestorben sind....
... dann fallen ihnen andere Sachen ein.
5 Jahre vergingen. Mein Bausparvertrag hatte ich in ein Motorrad umgewandelt.
Ich sah im Juni des Jahres 2010 wie jeden Tag in den Briefkasten. Post vom Finanzamt. Ich glaube, dass Finanzamt mag mich, machte man sich dort doch die Mühe meine Einkommenssteuererklärung von
2005 noch einmal zu prüfen. Dabei wurde dann festgestellt, dass ich 2005 steuerpflichtiges Einkommen aus Immobilienveräußerung in Höhe von 4800 Euro (der Insolvenzverwalter hatte damals schon
gesagt, dass Albert inzwischen soooo groß geworden sei), von denen 2400 steuerpflichtig anzurechnen seien und sich somit eine Nachforderung von 1200 Euro ergäbe.
Moment... NachFORDERUNG? Hatte mich das Finanzamt DOCH NICHT so lieb?
Ich sprach mit einer Frau, die beim Finanzamt alles wieder gut macht. Diese Frau erklärte mir dann, dass der unrechtmäßige Kredit (Verbundgeschäft an der Tür) nichts mit der Veräußerung von
Albert zu tun habe.
Für das Finanzamt zähle nur, dass der Insolvenzverwalter einen RÜCKKAUF von Albert, bei gleichzeitigem Verzicht der Kreditzahlung angeboten und ich das angenommen hätte.
Somit habe ich eine Immobilie verkauft. Daraus ergäben sich steuerpflichtige Einnahmen.
Die Frau, die beim Finanzamt alles wieder gut machen sollte sagte, dass die Forderung vom Finanzamt berechtigt sei.
Der Boden unter meinen Füßen wurde weich wie Wackelpudding. Mein Kopf schwirrte... meine Gedanken kreisten...
- Ich hatte einen Fondsanteil erworben, der mit einem Kredit bedient wurde, von dem ich nicht s wusste,
- Der Kredit ist nie von mir getilgt worden,
- Der Fonds warf nie Gewinn ab,
- ich habe nicht einen Cent erhalten
- Bei dem Fonds- und Kredit handelt es sich um einen Betrugsdelikt, das in anderen Fällen bereits geanhntet wurde,
- ich hatte geglaubt, die Gerechtigkeit hätte gesiegt, als ich aus dem Betrug ungeschoren heraus kam...
... und dann kommt nach 5 (in Worten: FÜNF!) Jahren das Finanzamt mit einer berechtigten Forderung über 1200 Euro daher, weil der Insolvenzverwalter einer Bank- die im großen Stil am Betrug
beteiligt war- einen Wert festlegt, der nie definiert oder bekannt war.
"Rechtsmittel, sowie weitere gegenseitige Ansprüche sind mit Abschluß dieses Vergleiches ausgeschlossen"
Und wenn sie nicht gestorben sind...
Ich hoffe sie sind an der ganzen- durch Betrug erschlichener- Kohle erstickt!
Wenn es Gerechtigkeit auf der Welt gibt, dann möge man mir bitte noch einmal eine nette "Finanzberaterin" schicken, die aus meinem (nun nicht mehr vorhandenem) Geld noch mehr Geld machen möchte,
indem sie mir einen Fonds anbietet.
Nur eine einzige...